Wenn man an Halloween in Amerika denkt hat man sehr schnell ein sehr klares Bild vor den Augen: Partys, Kostüme, Kinder und viele Süßigkeiten. Man stellt sich eine Straße voller Kinder in den verschiedensten Kostümen vor die von Tür zu Tür gehen und rufen „Trick or treat!“ In Filmen sieht man dann ebenfalls viele Häuser mit Klopapier und Eiern beworfen während andere Häuser so viel Dekoration aufweisen, dass das Auge gar keine Chance mehr hat die ganzen Informationen zu verarbeiten. Horror-Häuser, Grusselpartys und gesellschaftliche Kostümwettbewerbe gehören natürlich ebenfalls dazu.

Meine Erfahrung sieht jedoch unterschiedlich aus.

Dekoration ist in den USA sehr beliebt und wird dort mehr verwendet als bei uns.

Tatsächlich wurde ich von einem Freund über soziale Netzwerke eingeladen sein Horrorhouse besuchen zu kommen, da es jedoch mit dem Auto gute vier Stunden entfernt ist und wir hier kein Auto haben, hatte sich dies erledigt gehabt. Wir sind zuhause geblieben.

Es mag schon sein, dass manche Klischees die Halloween in den USA betreffen korrekt sind, darüber kann ich jedoch nicht wirklich einen Einblick geben. Da wir in einer kleinen Universitätsstadt leben, so zu sagen in der Wüste, unterscheiden sich meine eventuell von den typischen
Erfahrungen , dennoch ist es hier anders als in Österreich.

Da Halloween an einem Mittwoch stattfand, fanden die gesellschaftlichen Veranstaltungen größtenteils bereits am vorigen Wochenende statt. Unser Wohnkomplex war zu einer Kostümparty eingeladen bei der es zu Essen und Trinken sowie Spiele und Unterhaltung auch für die kleinen Kinder gab. Natürlich wurde darüber entschieden wer das beste Kostüm hatte und gab es dafür einen kleinen Preis.

Kostümwettbewerbe mit Preisen sind in den USA sehr beliebt.

Halloween startete meiner Meinung nach jedoch hier bereits Ende September. Wir erhielten von der Hausverwaltung ein Email, dass wir gemeinsam mit unseren Nachbarn unsere Türen und die Flure dekorieren sollten und es dazu unter fünf verschiedenen Kategorien die Möglichkeit gäbe Preise zu gewinnen. Hierbei ging es der Verwaltung um den sozialen Aspekt seine neuen Nachbarn kennen zu lernen. Manche kamen dieser Bitte mit Geistern, Kürbissen und weiteren Dekorationen auf spektakulärste Weise nach, andere ließen ihren Bereich komplett undekoriert.

Am 31. Oktober 2018 postete die Hausverwaltung in den sozialen Medien dann ein Bild ihrer verkleideten Mitarbeiter sowie die Aufforderung bei ihnen für „Trick or Treat“ vorbei zu kommen.

„Trick or Treat“ = Süßes, sonst gibt’s Saures!

Der größte Horror dieses Halloweens für mich war wohl jener Moment als unser Hund ohne Vorwarnung begann sich auf den Teppichboden der Wohnung zu übergeben. Es kann eine gefühlte Ewigkeit dauern, bis man Erbrochenes komplett aus einem Teppichboden heraus bekommt. Doch ansonsten verlief der Tag recht ruhig.

Da meine Frau, wie sonst auch, einen langen Tag an der Uni hinter sich hatte und am nächsten Tag für diese auch wieder früh aufstehen musste, freute sie sich aufs Bett. Unser Hund und ich blieben wach um jenen die bei uns läuteten Süßigkeiten zu geben und in der Zwischenzeit einen Halloween-Film anzusehen.

Ich hatte die Süßigkeiten bereits in der Früh in einer großen roten Schüssel vorbereitet und mich bereits darauf gefreut diese auszugeben. Als zwei Lieferanten eines Paketedienstes an der Tür klopften um ein Paket der Nachbarn abzugeben waren sie die ersten die sich etwas mitnehmen durften. Danach kam ich auf die Idee, dass auch der Postbote sich über etwas Süßes freuen könnte und legte ihm etwas mit einer kleinen Notiz in den Briefkasten.

Man kann ja auch dem Briefträger zu Halloween etwas geben 😉

Viele kamen bei uns nicht vorbei. Dies liegt wahrscheinlich daran dass unsere Kleinsiedlung am Rande der Stadt liegt. Im Endeffekt wurden wir von einem kleinen Schmetterling-Mädchen, einem Kürbis-Mädchen, einem sehr jungen Burschen der gerade von einem Hai verschlungen wurde und dann noch von einer Truppe von vier Kindern besucht.

Der kleine Hai-Junge war für mich der amüsanteste Besuch. Er konnte noch nicht sprechen und schien zu Anfangs auch recht schüchtern. Seine Eltern waren mit ihm unterwegs und die Mutter musste ihn tragen, da er sich sonst nicht sicher fühlte. Da er sich nicht traute etwas aus der roten Schüssel zu nehmen, schlug ich vor, dass sein Vater die Schüssel in die Hände nehmen sollte, damit der Junge eher zugreifen würde. Als ich dem Vater die Schüssel in die Hand geben wollte überwand sich der kleine Junge dann doch und griff zu. Ich sagte seinen Eltern, dass er ruhig mehr nehmen dürfe, wenn dies für sie in Ordnung sei. Der Vater fragte seinen Sohn ob er noch etwas nehmen wolle. Und dann wurde der Kleine langsam doch seinem Kostüm gerecht und nahm wie ein Hai Stück für Stück eine Süßigkeit nach der anderen um sie in seine kleine Tüte zu werfen. Den Eltern wurde es peinlich obwohl wir alle es auch süß fanden. Der Vater des Hais versuchte ihm zu sagen, dass es genug sei aber er wurde nicht wahrgenommen. Ich erklärte den Eltern, dass er ruhig noch mehr zugreifen dürfe. Für uns alle war es amüsant zu sehen wie die kleine Hand automatisiert, fast wie ein Roboter, die Handlung durchführte.

In den USA machen sich mehr Leute die Mühe selber eindrucksvolle Kostüme zu basteln, bei welchen man oft nicht einmal unterscheiden kann zu solchen die man gekauft hat.

In Großstädten mag es wohl anders zu gehen aber in unserer Siedlung wurden keine Streiche gespielt und auch keine Häuser verunstaltet. Es war ein nettes Halloween und unsere Nachbarn bemühten sich allesamt darum über die sozialen Medien darauf hinzuweisen, dass man bei ihrem Haus auf jeden Fall Süßigkeiten für die Kinder bereit habe.

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